Josef Anton "Pepi" Prantl

wurde am 6. Juli 1895 als viertes Kind des Sparkassenbeamten Alois Prantl in Schwaz (Tirol) geboren. Gemeinsam mit seinen fünf Geschwistern verlebte er unbeschwerte Bubenjahre – trotz einer schweren Asthmaerkrankung, an der er seit seinem fünften Lebensjahr litt.

Bereits in jungen Jahren sang er sehr eifrig als Sängerknabe. Schon immer wollte er seiner Berufung – der Musik – nachgehen. Doch seine Eltern vermittelten ihm nach der Schule eine Lehrstelle als Orgelbauer. Der Lehrmeister erkannte sehr schnell, dass in Josef Prantl mehr Begabung zur Musikalität vorhanden war als zum Handwerklichen. Deshalb empfahl er den Eltern Anna und Alois schon recht bald, ihrem Sohn wegen seines durchschlagenden Talentes ein Musikstudium zu ermöglichen. Und tatsächlich...


  • Schüler von Josef Pembaur d. Ä. (Innsbruck, A), Alexander von Zemlinsky (Prag, CZ)
  • Abschlussprüfung am Hoffmannschen Konservatorium und Musikseminar in Bochum
  • 1915: schwere Verletzungen im Kriegseinsatz (Kaiserschützen-Reg. Nr. 8 bzw. "k.k. Landesschützen-Reg. „Innichen“ Nr. III")
  • 29. Oktober 1915: Kriegsfürsorge-Konzert in Prag mit Liederkompositionen von Pepi Prantl
  • Frühjahr 1916: Komponistenabende in Prag – Gesang: Valerie von Wallburg; Klavier: Pepi Prantl; Violine: Elly Taussig

Stationen in der Schweiz (ca. 1921-1926)

  • Studium: Konservatorium für Musik Neuenburg (Neuchâtel, Schweiz)
  • 1921: Theaterkapellmeister beim Stadttheater Biel (später "Vereinigte Stadttheater Biel-Solothurn")
  • 08. Januar 1922: Uraufführung der Operette "Die Zwillinge" an den Vereinigte Stadttheater Biel-Solothurn
  • September 1923: 25. Jubiläumsvorstellung der Operette "Die Zwillinge" vor ausverkauftem Haus in Winterthur

Stationen in Deutschland (1926-1929)

Links auf der Bühne: Lotte; am Dirigentenpult: Pepi
Freilicht-Bühne Sassnitz – Aufführung der Operette "Paganini"
  • Juli 1926: Erster Kapellmeister am fürstlichen Schauspielhaus in Putbus auf Rügen
  • August 1926: Aufführung der Operette "Die Zwillinge" am fürstlichen Schauspielhaus in Putbus
  • 27. November 1927: Lotte Zeminz bringt in Berlin-Lankwitz den gemeinsamen Sohn Rolf auf die Welt
  • Kapellmeister am Zentraltheater und Gastdirigent an der Komischen Oper in Berlin
  • Aufenthalt in Elberfeld (Wuppertal)
  • 18. Juli 1929: Abreise von Hamburg auf der "Monte Sarmiento"

Stationen in Brasilien, Santa Catarina (1929-1937)

  • 31. Juli 1929: Äquatortaufe
  • Oktober 1929: Ankunft in Joinville
  • 05. Dezember 1929: erstes Konzert in Hansa (heute Corupá) – Pepi Prantl (Klavier), Ewaldo Müller (Violine)
  • 16. Januar 1930: Privat-Konservatorium mit Ewaldo Müller (und Prof. José Vaini?) in der Rua do Príncipe 35, Joinville
  • 21. März 1930: Symphonie-Konzert mit Laienmusikern unter der Leitung von Pepi Prantl – mit Ewaldo Müller (Violine), Lady Gonçalves (Klavier)
  • 03. April 1930: Pepi Prantl übernimmt von Albin Kohlbach die Leitung des "Gesangverein Sängerbund-Concórdia"
  • 13. September 1930: Lotte folgt Pepi (gemeinsam mit Sohn Rolf auf der "Monte Olivia" von Hamburg aus) nach
  • 30. Oktober 1930: Heirat mit Lotte Zeminz, gemeinsamer Sohn Rolf
  • 19. November 1930: Lieder- und Arien-Abend Lotte Prantl (Pepi begleitet Lotte am Klavier)
 Theatro Harmonie-Lyra, Joinville
Theatro Harmonie-Lyra, Joinville
  • 13. & 26. Dezember 1930: Einweihung und öffentliches Eröffnungskonzert des neuen Vereinsgebäudes der Harmonia-Lyra-Gesellschaft. Sinfoniekonzerte mit vollem Orchester der Gesellschaft. Letztmals unter Leitung von Leutnant Paulino Martins Alves (der nach 10 Jahren in Joinville 1931 die Kapelle des 13. Infanterieregiment in Ponta Grossa übernehmen sollte) und damit gleichzeitig erstmals unter der Leitung von Kapellmeister Pepi Prantl
  • 10. Mai 1931: Vereins-interne Aufführung der Operette "Die Zwillinge". Öffentliche Aufführungen folgen am 10. und 16. Mai in Joinville, am 13. Juni in Blumenau, am 05. Juli erneut in Joinville, wie auch am 05. und 06. September in Curitiba (im Teatro Guaíra und auf der Bühne des teuto.-bras. Turnvereins)
  • August und Oktober 1931: Zwei Violinkonzerte (Pepi begleitet Ewaldo Müller am Klavier) und ein Schülerkonzert des Konservatoriums
  • 05./06. Januar 1932: Unfalltod von Otto Adolf Nohel (Librettist der Oper "Yara") nahe Jaraguá
  • Sommer 1932: Zwei Konzerte mit Alceu de Camargo (Violine)
  • 03. November 1932: Aufführung der Operette "Die Zwillinge" im Teatro Independencia in Sao Leopoldo (unter musikalischer Leitung von Dr. Rotermund)
  • 04. November 1932: Konzert mit Ewaldo Müller (Violine) und Marietta P. da Silva (Klavier)
  • 27. Dezember 1932: Aufführung der Operette "Schwarzwaldmädel" (Leon Jessel) in der Harmonie-Lyra
  • 08. April 1933: Präsentation von 4 Ausschnitten aus der Oper "Yara" vor der Harmonia-Lyra-Gesellschaft, Joinville
  • Sommer 1933: Aufführung der Operette "Walzertraum" (Oskar Straus)
  • 23. Dezember 1933: Märchenspiel "Der Schneemann" mit Musik von Pepi Prantl
  • 03. Februar 1934: Neuinszenierung der Operette "Die Zwillinge" in der Harmonie-Lyra
  • 02/07. Juni: Komponistenabende im Teatro Guaíra, Curitiba – u.a. Präsentation von 4 Ausschnitten aus der Oper "Yara"
  • 05. September 1934: Symphonie-Konzert in der Harmonie-Lyra (Mozart, Händel, Bach, Grieg, Gomes)
  • 03. November 1934: Aufführung der Operette "Das Dreimäderlhaus" (Franz Schubert) in der Harmonie-Lyra
  • 17. Mai 1935: Konzert mit Ludwig Meyer Jr. (Violine) und Lotte Prantl (Gesang)
  • 17. August 1935: Aufführung der Operette "Annemarie" (Jéan Gilbert) – inszeniert (wie alle seine Operetten) von Eva und Adolfo Trinks und mit Laien-Interpret:innen mehrerer Chöre aus Joinville
  • 04. Dezember 1935: Gesang-Konzert mit Katarina Götz
Vermutlich die Musiker des 13. Hunter
Vermutlich die Musiker des 13. Hunter
  • 17./18. Januar 1936: Uraufführung der Oper "Yara" im Konzerthaus der Harmonia-Lyra-Gesellschaft mit fast ausschließlich Laien-Interpret:innen der Chöre "Sängerbund Concordia" und "Helvétia", Musikern der Harmonia-Lyra-Gesellschaft, des Curitiba Philharmonie Orchchesters und des in Joinville stationierten 13. Hunter Battalion (19. April Paraná)
  • 18./19. April 1936: Aufführung der Oper "Yara" im Theatro Harmonie Lyra
  • 23./24. Juni 1936: Aufführung der Oper "Yara" im Theatro Avenida in Curitiba (mit einheimischer Beteiligung)
  • 05. Dezember 1936: Uraufführung der Sinfonie in C-Dur: „Das Haus auf dem Berge – Bilder aus einem brasilianischen Garten“ in sieben Sätzen (Stiefmütterchen, Bougainville, Laune der Natur, Abendstimmung, Auf der Wiese, Abendsonne, Spiel mit Blüten) – 1942 dürfte von Pepi Prantl ein weiterer Satz ("Orchidee") ergänzt worden sein
  • 17. April 1937: Abschiedskonzert als Dirigent des Orchesters der Harmonia-Lyra mit 17 Eigenkompositionen
  • 27. April 1937: Einschiffung nach Europa in Sao Paulo

Stationen in Österreich (1937-1951)

  • 20. Mai 1937: Ankunft in Hamburg
  • 1938: Tod seiner Mutter Anna Prantl in Schwaz, Pepi arbeitet als Bürohilfskraft im Finanzamt Schwaz
  • 1938: mehrere Orchesterkonzerte in Schwaz und Innsbruck – u.a. Städtisches Orchester Schwaz, Innsbruck
  • 02. Mai 1941: Pepi Prantl wird Musikdirektor (Musikschule Bludenz, Städtisches Orchester, Städtischer Chor)
  • 30. Oktober 1941: erstes Orchester- und Chorkonzert in Bludenz
  • 23. Februar 1942: "Mozartfeier" – Städtisches Orchester (verstärkt durch das Orchester des Innsbrucker Landestheaters)
  • 1942: die Ehe mit Lotte Prantl wird annulliert (Lotte geht mit Rolf nach Bochum – Abmeldung am 27. Juni 1942)
  • 19. November 1942: (Ur-)Aufführung des Filmes "Der Geissbub" (Musik: Pepi Prantl) im Rahmen der "Zweiten Reichswoche für den deutschen Kulturfilm" in München
  • 18. Dezember 1942 (Bludenz) & 12. Februar 1943 (Landeck): Konzert – Orchester aus Bludenz, Feldkirch, Augsburg
  • 05. Dezember 1943: Heirat mit Thusnelda "Thussi" Schneider
  • 06. Mai 1944: Orchester-/Chorkonzert "Der Frühling ist über dem Land"
  • 28. Juli 1944: letztes dokumentiertes Orchesterkonzert vor Kriegsende
  • 02. Januar 1945: Geburt seines Sohnes Wolfram "Remy" Prantl
  • 1945: Unfalltod seines Sohnes Rolf Prantl (stationiert auf Sylt)
  • 06. Oktober 1945: Pepi erhält die Bewilligung, ein neu gegründetes Orchester "Städtisches Orchester Bludenz" zu nennen
  • 15. November 1945: erstes Nachkriegskonzert des Städtischen Orchesters Bludenz mit Gästen der franz. Besatzung
  • Mai 1946: Hans Rubey wird zum Musikdirektor bestellt, Pepi Prantl bleibt ohne Anstellung
  • November 1947: Eklat zwischen Pepi Prantl und Bürgermeister Dietrich, Abspaltung der "Orchestervereinigung Bludenz"
  • 04. Dezember 1947: Gründungskonzert der Orchestervereinigung Bludenz unter der Leitung von Pepi Prantl
  • 10./12. und 26. Juni 1948: Aufführungen der Operette "Die Zwillinge" mit der Orchestervereinigung Bludenz
  • Herbst 1948: Fusionierung des Städtischen Orchesters Bludenz und der Orchestervereinigung – unter wechselndem Dirigat von Hans Rubey und Pepi Prantl. Pepi – finanziell in einer schwierigen Lage und mit sehr labilem Gesundheitszustand - darf zumindest wieder als Klavierlehrer an der Musikschule arbeiten.
  •  02. November 1951 in Bludenz (Vorarlberg) – nach einem schweren Herzasthma-Anfall

Weggefährt:innen

Lotte Prantl (geb. Zeminz)

Lotte stammte aus dem damals preussischen Landkreis Hohensalza. Im Jahr 1926 lernte sie Pepi vermutlich in Putbus kennen. Am 30.11.1927 kam ihr gemeinsamer Sohn Rolf in Berlin auf die Welt. Zu dritt zogen sie nach Joinville, wo Lotte und Pepi am 30. Oktober 1930 heirateten. In der gemeinsamen Zeit übernahm sie bei Aufführungen seiner Werke zumeist wichtige Rollen.  1935 hat sie für bei zwei Theateraufführungen (Börsenfieber und Familie Hannemann) Regie geführt. Für ihre Arbeit erhielt sie durchwegs hervorragende Kritiken. Sportlich erregte sie zudem als Tennisspielerin Aufmerksamkeit – im Doppel mit Erika Schlemm. Wohl noch 1937 kehrte auch sie mit Rolf nach Europa zurück (einige Monate nach Pepi) – es findet sich auch noch ein Bericht über ein Konzert 1941 in Bludenz, bei dem sie als Solistin (Sopran) mitgewirkt hat. Unter welchen Umständen sich Lotte und Pepi getrennt haben, ist nicht bekannt. 1942 wird die Ehe annulliert, Lotte geht mit Rolf nach Bochum (Abmeldung in Bludenz am 27. Juni 1942). Dann verliert sich leider ihre Spur.

Hedwig Schlemm-Pfützenreuter

Obwohl die Familie Schlemm mit Pepi (dem Maestro) auch nach dem WK2 in Kontakt geblieben ist, wissen wir derzeit noch recht wenig über die in Brasilien geborene Hedwig Schlemm. Vermutlich hat sie während ihrer Gesangsausbildung in Europa als Sängerin der Operette "Die Zwillinge" mitgewirkt. Es ist aber genauso möglich, dass sie Pepi erst in Berlin oder Wuppertal kennengelernt hat. Die Familie Schlemm dürfte jedenfalls Lotte und Pepi Ende der 20er Jahre nach Joinville "geholt" haben. Anfang der 1930er-Jahre präsentierte sie bei Konzerten in Joinville und Curitiba auch gemeinsam mit Lotte die ersten vier Auszüge aus der Oper "Yara". Noch 1934 finden sich Anzeigen in der "A Noticia", dass sie mit Pepi und Lotte bei kleinen und großen Konzerten an der Harmonie-Lyra aufgetreten ist.

Ewaldo Müller

Ewaldo Müller stammte aus Joinville und galt als im ganzen Bezirk als Violin-Virtuose. Anfang der 1930er-Jahre finden sich einige Hinweise auf gemeinsame Konzerte mit Pepi. Auch waren beide an der Gründung des Privatkonservatoriums beteiligt. Wie sie sich  kennengelernt haben, ist leider nicht bekannt.

Im April 1937 … kurz vor der Abreise von Pepi ... gaben sie noch ein letztes, gemeinsames Konzert. In der Zeitung wird berichtet, dass Ewaldo zu diesem Zeitpunkt bereits im Ruhestand gewesen sein muss.


Otto Adolph Nohel

Buchhalter, Professor für Handelswissenschaften und Dramatiker (vermutlich) aus Österreich. Otto Nohel Soll sich schon in den 1920er-Jahren in Brasilien niedergelassen haben. Erste Bekanntheit erlangte er durch das dramatische Werk "Spuk", welches die Geschichte einer Familie von Colonia Velha bei Santo Amaro erzählt. Am Ufer des Flusses Itapocu soll er bald darauf über die brasilianisch-europäische Legende des Tupi-Mädchens "Iyara" – die "Mutter des Wassers" geschrieben haben. Daraus entstand letztlich die Urfassung des Librettos für die Oper "Yara". Doch er verunglückte  1932 bei Indayal (bei Jaraguá) tödlich. Er war vermutlich auf dem Weg, um bei der ersten Probe der "Yara" mit dabei zu sein. 

Thusnelda "Thussi" Schneider

Obwohl in Bludenz geboren, lebte Thusnelda  umständehalber mit Ihrer Schwester Freya einige Jahre bei Verwandten in der Schweiz (La Chaux-de-Fonds) – ging dort auch 4 Jahre in die Schule. Nach der Schule absolvierte sie in Bludenz eine Lehre – fand aber keine Arbeitsstelle. Deshalb nahm Thussi eine Anstellung als "Haustochter" bei einer Pastoren-Familie in Paris an und zog mit diesen sogar für einige Jahre nach Algier. Bevor sie nach Bludenz zurückkehrte, arbeitete sie etwas über ein Jahr erst noch bei einer Familie in London. Im WK2 wurde sie früh eingezogen, zur Nachrichtenhelferin und Funkerin ausgebildet und schließlich an die Ostfront geschickt.

Während eines Heimaturlaubes Anfang Dezember 1943 heiratete sie Pepi (nach dessen Annullierung der Ehe mit Lotte), wurde aber erst im Frühjahr 1944 in Bludenz stationiert. 1945 kam ihr gemeinsamer Sohn Wolfram "Remy" auf die Welt. Mit ihrer farbigen und kraftvollen Stimme hat sie stets bei seinen Konzerten als Solistin mitgewirkt.


Der Komponist Josef Anton "Pepi" Prantl