YARA - die deutsch-brasilianische Oper

Die verlorenen Jahre: 1937-1951

Am 27. April 1937 hat sich Josef Anton "Pepi" Prantl auf der Monte Olivia in São Paolo zurück nach Europa eingeschifft. Alleine. Seine Frau Lotte dürfte ihm mit Sohn Rolf erst einige Monate später nachgefolgt sein.

 

Via Hamburg (20. Mai 1937) führte ihn sein Weg wohl direkt nach Berlin. Dort konnte er vermutlich im Juni/Juli die Ouvertüre zur Oper YARA für den Deutschen Reichsfunk aufnehmen.

Sie soll in Deutschland am  31. Juli und 01. August 1937 anlässlich einer "Sondersendung zum Deutschen Tag in São Paulo" und ein weiteres Mal am 12. Oktober 1937 zum "Tag der Rasse" gesendet worden sein.

 

Es gelang ihm aber nicht, die deutsch-brasilianische Oper YARA (in den damaligen Medien gemeinhin als „romantische Oper“ bezeichnet) in irgend einem Opernhaus zu platzieren.


Monte Olivia (Wilhelm-Walter-CC-BY-SA-4.0)
Monte Olivia (Wilhelm-Walter-CC-BY-SA-4.0)

Der Grund war jedoch nicht in etwaigen künstlerischen Mängeln des Librettos zu suchen… sondern in der Geschichte selbst, da sie aus inhaltlichen Gründen doch so gar nicht in das Parteiprogramm der Nazis passte. Deshalb drängte man ihn, das Libretto umzuschreiben. Der Versuch wurde auch gemacht, doch gegen Ende der Arbeit aufgegeben. In dieser neuen Fassung sollte die Oper nunmehr "Orchidee" heißen und Yara wurde das Kind von "weißen Siedlern", welches verloren gegangen war und von "Indianern" gerettet und aufgezogen wurde. Die Geschichte und das völlig sinnlose und verunglückte Libretto von Willy Lanzelin wollten letztlich aber nie recht zur Musik passen. Details dazu siehe hier.

Ohne Beschäftigung, ohne finanzielle Absicherung, durch eine schwere Erkrankung seiner Mutter zudem schwer gebeutelt, dürfte Pepi sich in seine Heimat Tirol zurückgezogen haben. Dort konnte er den Lebensunterhalt für sich und seine Familie als Bürohilfskraft im Finanzamt Schwaz verdingen, während er gleichzeitig versuchte, als Kapellmeister Fuß zu fassen.

 

Auf der Suche nach einer für ihn Sinn-stiftenden Arbeit wurde er endlich 1941 Musikdirektor und Leiter des Städtischen Orchesters Bludenz. In dieser Zeit schrieb er auch die Filmmusik für einen "Kulturfilm" der Ufa-Filmkunst GmbH (Berlin). Doch hatte Pepi nunmehr einen viel schwierigeren Stand, als er sich das in Brasilien erträumt hatte. Zwar begann er nach Kriegsende schon im Herbst 1945 das Städtische Orchester mit Billigung der Stadt Bludenz neu aufzubauen. 

Sein Posten als Musikdirektor wurde 1946 jedoch mit dem ehemaligen Bludenzer Chorregenten Hans Rubey besetzt. Und erst im Frühjahr 1949 wurde ihm aufgrund seiner prekären finanziellen Situation eine Stelle als Klavierlehrer an der Musikschule angeboten.

 

Noch einmal gelang es ihm, seine Operette "Die Zwillinge" zur Aufführung zu bringen, und einiges aus seiner Oper YARA hat er bearbeitet und gelegentlich aufgeführt... Radio Vorarlberg hat auch einige Bearbeitungen gesendet, die gesamte Oper wurde jedoch trotz intensivem Bemühen nie aufgeführt.


Martin Stock, Mäder – November 2022


Der Komponist Josef Anton "Pepi" Prantl